Am Anfang war ein Korn, ein Samen...

 

Was bringt einen Samen zum Sprießen? Das weiß ja jeder – Erde, Wasser und Wärme. Aber wie ist es, wenn der Samen der Gedanke eines 12-jährigen Mädchens war, das dachte, es würde sich nur Gott anvertrauen und Nonne werden?

Später suchte sie einen Menschen, der das verkörperte, was er lehrte und als 35-jährige fand sie diesen Menschen in Gestalt des Dalai Lamas. Sie wurde Buddhistin und sechs Jahre später Nonne. Sie studierte und verinnerlichte die Lehre des Buddha viele Jahre unter der Obhut des gütigen Geshe Thubten Ngawangs im Tibetischen Zentrums Hamburg und nahm jede Gelegenheit war, den Dalai Lama zu sehen und zu hören.

Nach vielen Jahren Studium und Lehrtätigkeiten im Tibetischen Zentrum wuchs der Wunsch nach mehr Rückzug und Ruhe.

Dann kamen äußere Umstände – Rentenalter, Erbfall -, die es ermöglichten, ein Grundstück zu kaufen und ein Haus zu bauen. Es ist der Alterssitz für zwei Nonnen und gleichzeitig der Anfang eines Nonnenklosters.

Der Samen war also der Gedanke eines 12-jährigen Mädchens. Die Erde, Wasser und Wärme  waren die vielen günstigen äußeren Umstände: Rentenalter, Erbfall, eine zweite Nonne mit Tatkraft und dem Wunsch in einem Kloster zu leben ….

Beitrag von Bhikshuni Thubten Choedroen

 

 

Wenn ich an das Wort Kloster denke, steigen viele Erinnerungen in mir auf. In der Stadt in der ich groß geworden bin, haben zahlreiche Frauenklöster seit vielen Jahren, feste und tiefe Wurzeln gefasst. Sie gehören zum Stadtbild und prägen die Menschen, wie die Gesellschaft durch ihr spirituelles Wirken und Handeln. Mitgefühl, Nächstenliebe sind wunderbare christlichen Werte, die mich seit jungen Jahren begleiten und die ich nicht missen möchte. Ich spüre eine tiefe Verbundenheit mit meinen christlichen Schwestern und Brüdern.

Mein Brückenschlag zum Buddhismus ist auch Dank eines katholischen Priesters entstanden, der sich intensiv mit dem nährenden Einfluss von Meditation auf den Menschen, befasst hat. Sich seinem Bewusstsein anzunehmen, sich in der Stille und der Zurückgezogenheit dem Gebet, den Lehrmeinungen wie u.a. den Klausuren zu widmen, wird von vielen Menschen aus Ost und West als kostbarer, spiritueller Pfad geschätzt und gepflegt.

Ich durfte diese wunderbare Stille, die durch jahrelanges Beten von Nonnen in den Gemäuern ihres Klosters entstanden ist, für kurze Zeit erfahren. Ein Moment, der mein Herz nachhaltig geprägt hat. So entstand bereits in jungen Jahren der Wunsch, einen stillen Ort vorzufinden, an dem die Tiefe der spirituellen Praxis erfahrbar wird.

Eine Reise in den fernen Osten, zu den hohen Bergen von Ladakh mit den vielen Klöstern hat diese Sehnsucht wieder entfacht. Im Wissen, dass es hier im Westen keine Klöster für tibetisch-buddhistische Nonnen gibt, habe ich mit viel Ehrfurcht und Respekt vor dieser Tatsache den Mut gefasst, mit Hilfe von Thubten Choedroen ins kalte Wasser zu springen, um selbst dafür zu sorgen, dass ein Kloster entsteht. Eine innere Tatkraft, inspiriert von engagierten Nonnen aus der tibetisch-buddhistischen Tradition hat uns getrieben, einen stillen aber steten Weg zu gehen, diesen Wunsch Wirklichkeit werden zu lassen.

Es ist mein Herzenswunsch, jungen, westlichen und deutschsprachigen Nonnen aus diversen tibetisch-buddhistischen Traditionen eine monastische Heimat bereit zu stellen, in der sie das wunderbare Wissen aus ihrem jahrelangen Studium im fernen Indien oder Nepal hier im Westen für Menschen, die sich dafür interessieren, zur Blüte bringen zu können.

Beitrag von Bhikshuni Namgyäl Chökyi

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